Dienstag, 31. Mai 2016

Lipari

Als die UNESCO den Antrag der Liparischen Inseln auf einen Welterbestatus im Jahr 2000 positiv beschied, war die Freude groß. Die kontinuierliche vulkanische Entstehung und Zerstörung, die enorme Biodiversität, sollten geschützt und für immer erhalten werden. Dafür musste aber der Bimssteinabbau eingestellt werden, alle 7 Inseln wurden Naturschutzgebiet, es durften keine Hotels mehr gebaut werden. Als die Kommission 7 Jahre später mal vorbei schaute, wurde in den Bergwerken noch immer munter weiter gefördert, es gab Pläne für einen Flughafen, etliche Luxushotels und den Ausbau des Hafens für Kreuzfahrtschiffe...lustig, oder? So stellt man sich Italien vor.
Dann haben sie aber gemerkt, dass solche Mogeleien auf Dauer nicht gehen und nun sind sie brav und haben weiterhin den Kulturerbestatus.
Auf dem Weg nach Lipari-Hafen kommen wir an solch einem alten Bergwerk vorbei.


Der Hafen besteht aus den Fähranlegern, wo ein unglaublicher Verkehr herrscht, und mehreren Stegen. Von weitem winkt man uns schon entgegen...auch hier ist das Hafenpersonal wieder durchgängig super nett. " Man habe alles, alles...in diesem wunderschönen Hafen...nur Toiletten und Duschen nicht....sogar Internet, SMILE sei das Passwort, ja, SMILE...alles groß, das sei wichtig. Aber leider würde das Internet gerade nicht gehen, "problems on the island"....und das alles ganz ernst und ganz wichtig : lange nicht so gelacht 😜😜
Unser erster Rundgang zeigt diese quirlige, im Sommer hoffnungslos überlaufene, Inselstadt mit all ihren schönen Details: hübsche Geschäftchen, die aber gerade wegen der Mittagspause schließen, zauberhafte Gässchen


Ein wunderschöner Stadthafen an der zentralen Piazza, der aber beim besten Willen von keinem Segelboot mehr angefahren werden kann. (Das sollte man vielleicht im Hafenhandbuch auch irgendwann mal notieren) 


Die Festungsanlage auf dem Felsen gegenüber beherbergt das wohl spannendste Archäologische Museum Siziliens, die Geschichte ist von Griechenland und Rom geprägt, ständig gaben sich die unterschiedlichsten Eroberer auf den Liparischen Inseln "die Klinke in die Hand" 


Der Blick auf das vorgelagerte Ankerfeld ist phantastisch, aber etwas unruhig erscheint uns das schon.


Nun wird der Wunsch, mal eine Fischpfanne auf den Tisch zu bekommen, doch recht drängend. Wir haben wieder die gesamte bisherige Reise noch keinen oder keinen brauchbaren Fisch gefunden. Nachdem wir den 50 kg Schwertfisch in der Pescheria abgelehnt haben, entscheiden wir uns kurzerhand mal wieder für Involtini, dazu gibt es eine mediterrane Gemüsepfanne, natürlich mit Kapern.

Nach dem Abendessen, so gegen 9 wollen wir noch einen Gang durch diesen quirligen Ort machen, aber da ist nichts mehr...alle Läden zu, nur wenige Menschen in den paar geöffneten Lokalen. Schade auch, da haben wir wohl auf Lipari die Öffnungszeiten verpasst. Trotzdem werden wir diese Insel sehr positiv in unserem Gedächtnis bewahren.








Sonntag, 29. Mai 2016

Salina - Liparische Inseln

Salina ist die grünste der Liparischen Inseln, die die Ilaliener Äolische Inseln nennen - die Inseln der Götter des Feuers und des Windes. 
Gleich nach der Ankunft gönnen wir uns noch einen kleinen Gang durch das hübsche Örtchen. Während Manfred und Ellen das Abendessen brutzeln, kommen im Hafen mehr als 30 Segelboote an, die an der Regattawoche 2016 teilgenommen haben.


Ein wildes Anlegegewusel geht los -aber wir müssen das nicht bis zu Ende verfolgen, zu sehr lockt das köstliche, gemütliche Abendessen.
Am nächsten Morgen mieten wir ein Auto und begeben uns auf Inselerkundung: die Insel ist sehr steil und sehr üppig bewachsen. Überall leuchten uns bunte Blumen entgegen. 
Die gediegene Hotelanlage Signum in Malfa lädt zur Kaffeepause ein.


Wir könnten hier sogar die ausgezeichnete Spa-Anlage benutzen, verschaffen uns aber nur einen kleinen Eindruck ...


Saline ist bekannt für seine Kapern, die in grobem Salz eingelegt als Spezialität verkauft werden. 
...und dann entdecken wir sie auch.


Die Knospen werden gepflückt, bevor diese zauberhaften Blüten zur Entfaltung kommen. In dem Hotelgarten hatte ich schon einen über und über blühenden Strauch entdeckt, jetzt weiß ich, dass es ein Kapernstrauch war. Ein paar Knospen habe ich natürlich auch "sicher gestellt" und mit grobem Salz  bestreut...mal sehen, was daraus wird.





Samstag, 28. Mai 2016

Reif für die Inseln

Noch so ein Tag unter Motor folgt ...und noch einer...bei jedem Windhauch probieren wir es wieder mit dem Segeln, aber das dauert nie lange an, dann dümpeln wir wieder vor uns hin. Dafür sind aber die Wege zu weit...wir ergeben uns in unser Schicksal. 



Zum Glück haben wir alle hinreichend spannende Literatur...ist ja auch mal ganz schön. 

Am Freitag kommen wir nach knapp 50sm in Tropea  an: ein sehr schöner, sehr lebendiger Hafen mit Charterbasis...der Ort klebt 200 Stufen hoch oben auf dem Hochplateau. 



Hier kann man ganz gut die Treppe sehen, die im Zickzack hinauf führt und immer wieder wunderschöne Ausblicke eröffnet. 


Die Stadt gefällt uns sehr gut, hier wollen wir noch einen Tag bleiben... es gibt noch so viel zu sehen, ein bisschen shoppen und für abends haben wir auch schon eine ganz hippe Bar zwischen den uralten Gemäuern gefunden, wo man auch nette Häppchen essen kann. Der Strand ist direkt hinterm Hafen. 
.
Dann müssen wir uns aber mindestens 3 Tage für die Liparischen Inseln nehmen: Salina und Lipari haben Häfen, wo wir auch festmachen können, Stromboli kann man nachts mit Ausflugsbooten erreichen.
Aber erstmal freuen wir uns noch auf viele Entdeckungen in diesem zauberhaften Tropea...
...bis uns Uli am nächsten Morgen die neuesten Wetterberichte präsentiert. Danach soll es Samstag noch ziemlich keinen Wind aus unterschiedlichen Richtungen geben und danach etliche Tage strammen Wind aus West. 
Genau da müssen wir aber hin und der Weg ist wieder sehr weit: 50 sm gegen 5 Windstärken ankämpfen und das bei der hier immer beachtlichen Welle, nein, das will auch keiner. 
Also ändern wir Hals-über-Kopf unsere Pläne, nehmen ein bisschen wehmütig Abschied von Tropea und freuen uns gleichzeitig, dass wir jetzt ein paar Tage Zeit für die Inseln haben werden.


Und da ist ja ach schnell der fast 1000m hohe Stromboli.









Mittwoch, 25. Mai 2016

Sapri

Wir motoren die ganze Strecke.... 30 sm. Ist auch egal, man kann lesen, die Mails checken, das Hafenhandbuch für die nächsten Orte studieren. Sapri liegt am östlichen Ende der Bucht von Policastro, eine wunderschöne Landschaft - nicht ganz so schroffe Berge - immerhin auch über 1000 m hohe Berge, aber milder, irgendwie runder. Wir entdecken keine Agrarkultur oder Terrassenanlagen. 

Der Hafen ist riesig und ganz neu. Wir bekommen einen super Liegeplatz - Wind von vorn, super Blick nach hinten. Zum Ort ist es recht weit, Ellen und ich entscheiden uns, für den Einkauf die Räder zu benutzen - gute Entscheidung. Wir finden einen Supermarkt und bunkern ordentlich. Genau gehen wir unsere Menüpläne durch und wer - wie - was in welcher Reihenfolge machen kann...herrlich. Schließlich haben wir für heute Abend einen lauwarmen Pasta-Gemüsesalat und in Grana Padano-Panade eingebackene Schnitzelchen...ist wirklich köstlich. 
Das hat natürlich auch etwas damit zu tun, dass wir die Stadt nicht wirklich toll fanden und keinen Grund finden konnten, unsere Männer abends noch die 2 km dorthin zu scheuchen, wo es sowieso nichts gibt. 
Dieser Hafen ist ein unergründliches Phänomen: alles ist neu, alles ist wertig - zum Teil aber schon wieder dem Verfall anheim gegeben. Hier ist eine super Ausstattung mit Edelstahl , Holz , Glas...wieder so richtig typisch europäisch (im Sinne europäischer Fördermittel) .....aber hier ist keine Menschenseele. Alle diese vollverglasten Prachtbauten stehen leer, aber so leer, dass man auch nicht glauben darf, dass hier im Juli oder August die Post abgeht. 
Ich hätte Fotos machen können, aber eigentlich will ich das auch niemandem zeigen..das alles macht uns schon sehr nachdenklich. Dieser Ort und der Hafen hätten sich gegenseitig beflügeln müssen, aber doch nicht, wenn sie knapp 2 km auseinander liegen und es nur eine viel befahrene Küstenstraße gibt, die beides miteinander verbindet. Eigentlich werden ja solche Strukturförderprojekte gemacht, damit sich daraus dann etwas entwickelt...aber dies hier, fürchten wir,  das wird nichts - trotz der so schönen Landschaft um uns hérum.

Dienstag, 24. Mai 2016

Acciaroli

"Der Hafen und der Ort sind seit jeher eine Augenweide" so steht es in unserem Küstenhandbuch. Wir sind sehr gespannt als wir morgens Amalfi verlassen. 
Wir sehen zurück und erkennen Ravello dort oben im Berg. Von dort aus sind wir hinunter gestiegen, wir können unseren Weg verfolgen, Treppe um Treppe ....und je weiter wir uns entfernen, desto imposanter wird das Gesamtpanorama. Es wird als die imposanteste Küstenregion Italiens angepriesen....und wir glauben das. 
Aber jetzt geht es weiter nach Acciaroli. Wir haben einen wunderbaren Segeltag mit unterschiedlichen Winden. Und das soll nun dieser gut angesagte Ort sein? Von weitem sieht das jedenfalls nicht so toll  aus. Wir suchen uns in diesem großen, aber nicht übersichtlichen Hafen einen Platz und eine Mooring. Die erste ist eher für einen Flugzeugträger geeignet, jedenfalls sind die Trossen so stark, dass wir sie gar nicht um unsere Klampen kriegen. Also die nächste... die hat aber jedenfalls in diesem Jahr auch noch niemand in der Hand gehabt, voller Algen, voller Muscheln, voller Schlamm. Schließlich kommt jemand,der sich zuständig fühlt und erklärt uns zunächst, dass er keine Transits will, 40 €  später dürfen wir doch liegen bleiben. Dann aber doch wieder nicht, denn - Überraschung - da kommt noch jemand. 
Ok, wir haben das schon verstanden: hier gibt es nur wenige Moorings, die überhaupt funktionieren. Also wieder einen Platz weiter. 
Nach dem Abendessen müssen wir noch mal raus und schauen, wo wir denn hier so sind. Und es ist in der Tat eine Überraschung: was von weitem irgendwie gar nicht attraktiv aussah, entpuppt sich als Kleinod. Die Häuser sind hier nicht pastell gestrichen, viele sind Bruchstein gemauert, eher bretonisch....und die meisten sind exquisit renoviert. Aber hier ist keine Menschenseele. 
Am nächsten Tag müssen wir sowieso bleiben : 2 - 3,5 m Welle, wer will denn das ? 


Also haben wir doch prima Zeit, mal diesen mysteriösen Ort zu erkunden. Wir müssen sowieso ein paar Sachen einkaufen, dabei kann man alles genau kennen lernen. 


Natürlich auch kleine Bars unterm Gummibaum, wo wir uns nach den anstrengenden Einkäufen einen wohlverdienten Kaffee genehmigen. 


Das ist jetzt also so ein Ort, wo angeblich reiche Neapolitaner ihre freie Zeit verbringen ??  Ellen beflügelt ihre Maffiatheorien....aber es ist wirklich ganz einfach. Hier haben reiche Leute ihr Refugium fernab der Touristenströme entdeckt, hier investieren sie, und hier sind offenbar auch Menschen, die das in europäische Projekte definieren können, sonst sähe der Hafen nicht so aus !!
Der Ort ist wunderschön, eine autofreie Fußgängermeile mit kleinen Geschäftchen - wir bekommen alles, was wir brauchen - vielleicht nicht alles, was wir wollten. Ellen lässt doch ihre Mafiatheorie nicht ganz los. . Wir sind am Strand und sehen die riesigen Wellen auf uns zubrausen, nicken einfach im Liegestuhl ein.
So ein Tag eingeweht ist auch nicht nur schlecht...wenn da nur nicht Uli wäre, der sofort mit Bootputzen am Start ist. War doch wieder nix mit lesen und chillen.


Morgen ist wieder ruhigeres Wetter angesagt, dann schauen wir mal weiter. 





Montag, 23. Mai 2016

Ravello

Wir nehmen den Bus nach Ravello. Enge Serpentinen winden sich das Drachental hinauf. Wir fahren durch sorgsam gepflegte Oliven - Zitronen - und Weinterrassen, die den Hängen ihre Struktur geben. Bei dem kleinen Örtchen Pontone denken wir an Iris, deren Vater seine Wurzeln hier hat und der auch seit seiner Verrentung wieder hier lebt. Wir nehmen uns vor, uns beim Abstieg hier noch genauer umzuschauen.

Ravello ist ein bezaubernder, sehr gepflegter, aber auch sehr touristischer Ort. Bunte Keramik, stilvoll gearbeitete Leinentücher und Decken, Cashmere....hier wird kein Ramsch angeboten. Die Sonne strahlt, die Tische auf der großen Piazza vor dem Dom sind voll besetzt. 
In Ravello spielt klassische Musik eine große Rolle. Spektakuläre Konzerte finden auf den großen Terrassen hoch über dem Meer statt. Man liebt Wagner...

Diese Musik begleitet uns auch bei unserem Rundgang durch die Gemäuer und den Park der Villa Rufolo. Wir sind fasziniert und genießen... 





Dann geht es an den Abstieg, von dem wir vorher natürlich noch nicht wissen, dass es sich fast ausschließlich um mehr oder weniger bequeme Treppen handelt...wir schätzen, dass es so ca 1500 Stufen sind und die spektakulären Ausssichten gibt es natürlich auch. Wahnsinn !!

Manfred hat ganz in der Nähe des Hafens einen kleinen Strand ausgemacht...das haben wir uns jetzt verdient. Leider liegt er unter den steilen Felsen bereits im Schatten, aber das Wasser ist herrlich. 
Damit ist nun auch die Badesaison 2016 eröffnet. Überhaupt fällt uns auf, dass mit den wunderbar sommerlichen Temperaturen alles um uns herum viel italienischer wird. 




Amalfi und Ravello

Auf dem Weg nach Amalfi sehen wir bereits Positano am Berg kleben - wunderhübsch !! Amalfi sieht auch sehr schön aus, aber eigentlich bin ich im Kopf mit dem Hafen beschäftigt:  klein, wenig Liegeplätze für Gastlieger, gerade ist entweder kein Wind oder die Fallwinde aus den hohen Bergen kommen uns über den Kopf. Als wir um die Hafenmauer biegen, winkt uns schon jemand von weitem entgegen. Ein anderer kommt mit dem Gummiboot. Ob wir vorwärts oder rückwärts anlegen möchten...alles egal, ganz wie wir das wollen. Und dann kommt es: der junge Mann auf dem Steg nimmt die Leinen an, der "Capitano" macht vom Gummiboot aus unsere Mooring fest, legt noch ein zweite und strahlt...ist super gut drauf. So viel und so freundlichen Service hatten wir wohl noch nie. Der Hafen hat keine Toiletten und keine Dusche - 80 € - ist doch fast geschenkt 😊😊
Wir fühlen uns sofort wohl...


schauen auf auf tolles Panorama und sind ganz gespannt auf die Stadt, die wir auch gleich erobern.


Es soll hier eine tolle Kathedrale geben, die der Hafenmeister uns auch gleich ganz entschieden ans Herz legt. Also stiefeln wir mal los und finden hüsche Gassen, nette Läden, urige Plätze...


Natürlich finden wir auch die Kathedrale. Am Ende einer riesigen Treppe ist der Bau so ganz anders als alles, was wir in Rom gesehen haben. Die orientalische Bauart erinnert uns an Andalusien. Der "Kreuzgang des Paradieses" mit den 120 doppelt stehenden Säulen beeindruckt...


Von der weißen "Basilika des Kruzifix", die heute als Museum ausgebaut ist, steigt man hinab in eine Krypta, die als das Herz von Amalfi bezeichnet wird. Hier werden die Reliquien des Heiligen Andreas verehrt. Wunderbare Marmorintarsien, eine riesige Statue des Andreas mit dem schräg liegenden "Andreaskreuz" sind hier zu bewundern.
Von dort aus geht es wieder die Treppe hinauf und wir sind in der Kathedrale, die deutlich barocke Züge hat. Dort erleben wir - gerade passend- eine Hochzeit...wunderbar!! Gänsehaut !!


Auf dem zentralen Platz am Fuße der kolossalen Treppe lassen wir erstmal all diese Eindrücke sacken und erwarten das Brautpaar, das beim Verlassen der Kathedrale vom Volk - Achtung, das sind auch wir - heftig beklatscht wird. 👏👏 
Diesen schönen Tag lassen wir mit Bordküche gemütlich auf der Nenya ausklingen.

Der Plan für morgen steht schon fest - wir müssen unbedingt nach Ravello - einem kleinen Ort hoch in den Bergen, der als der schönste der ganzen Region beschrieben wird. Wir werden den Bus nehmen, um hinauf zu gelangen und dann für den Rückweg den Fußweg suchen, der uns mit immer wieder spektakulären Ausblicken ins Tal führt. 




Samstag, 21. Mai 2016

Abschied von Capr

Das Geschaukel ist kein Problem, aber das heftige Rucken in den Festmacherleinen, macht mich fertig. Der ganze Steg scheppert, rappelt, quietscht.  Morgens um 6 schaue ich mal, ob und wie weit die Leinen durchgeschabt sind...geht alles. Ich merke , dass es vorne und im Salon sehr viel ruhiger ist als hinten und packe mir mein Bettzeug. 
Als Uli um 7 Ruckleinen mit Kettenvorlauf ansteckt, schlafe ich tief. Uli's Gedanken kreisen um das Problem: ist es der Anlasser - er hat schon den Neuen ausgepackt, den wir seit einiger Zeit im Ersatz haben - vielleicht der Magnetschalter... oder doch die Starterbatterie? Natürlich hat er die bereits getestet - mit 11,76 V auch nicht so schlecht. Jetzt möchte er noch wissen, was mit der Batterie passiert, wenn er zu starten versucht. Von jetzt auf gleich rauscht die Spannung auf 3,5 Volt...also doch ein Batterieproblem? Dann müssen halt nochmal die ganzen Kojen in unserer Kabine auseinander gebaut werden, um das Ladegerät erneut zu inspizieren...da gibt es noch einen Knopf. Muss denn jede Batterie einzeln zugeschaltet werden? Funktioniert aber auch nicht.
Ja, nun ist es also so, dass die Starterbatterie durch den Motor geladen wird, aber nicht über das Ladegerät bei Landstrom. 
Aber immerhin können wir den Motor starten und müssen nicht bibbern, ob samstags oder sonntags ein Techniker kommt. 
Zwar gibt es auch auf Capri noch viel zu erkunden, man könnte auch an eine Halbtagsaktivität denken und dann nachmittags nach Amalfi starten, aber wir wollen auch nicht das Risiko eingehen, dort zu spät anzukommen...also geht es los.
Derweilen ist das Getöse mit den Fähren und Ausflugsbooten schon wieder in vollem Gang. Hier sind alle im Schettinosyndrom: immer ganz nah und immer Vollgas.


..und dann möglichst noch mehrere gleichzeitig rein und raus...wir können uns nicht erinnern, dass wir in einem Hafen jemals so schlecht gelegen haben - aber immerhin für 125 € pro Nacht. 
Capri an sich ist sehr schön...man kann ja nochmal wieder kommen.


Jetzt erstmal Amalfi.


Capri

Auf Procida haben wir gestern noch Manfred und Ellen an Bord genommen. Nach einem kleinen Spaziergang zum südlich gelegenen Fischerhafen Corricella schön essen und im Regen zurück an Bord.
Heute früh scheint die Sonne - nur noch kurz tanken - und schon geht es los nach Capri. Und tschüss, du nettes, kleines, uriges Procida.


Mit 14 kn halbem Wind geht es die 16 sm hinüber...schön. Unsere Gäste müssen sich noch ein bisschen an die kabbelige See gewöhnen, aber es ist ja nicht weit.
Im Hafen von Capri geht ein ziemlich großer Regattasegler vor uns rein und wir müssen eine geraume Zeit jonglieren, bis wir uns entschließen, in den hinteren, östlichen Teil des engen Hafens - vollgepackt mit großen Motorschiffen und auf der anderen Seite mit unzähligen hübschen kleinen Kähnen - vorzudringen. Wir wagen uns in eine winzige Boxengasse und wollen uns gerade zwischen die Boote schieben, da brüllt ein Marinero - endlich ist überhaupt einer da - dass wir da raus sollen, weiter nach vorn. Das Wendemanöver geht nur mit Handarbeit, zu eng, um zwischen all diesen Moorings ständig die Schraube zu betätigen. Also wieder nach vorne, wo wir in der ersten Reihe, direkt neben der Hafeneinfahrt festmachen sollen. Wir fahren an, soll aber nicht so sein... die Marinoros bestehen darauf, dass wir rückwärts anlegen. Wir haben viel Wind und sind relativ weit vom Steg...das Anlegemanöver ist - sagen wir mal- semioptimal. Wir liegen auch nicht gut: Wind, Schwell, die Mooring zieht uns schräg, wir nehmen eine zweite Mooring...schon besser. Die müssen wir dann aber wieder lösen, weil der Marinero das so will. 
Zum Glück hat Elllen zwischenzeitlich einen Kaffee gekocht und ein paar köstliche Häppchen bereit gestellt...da sieht die Welt doch schon wieder ganz anders aus.
Dann kann es ja jetzt losgehen auf Inselerkundung. Wir steigen die Treppen hinauf von der Marina Grande nach Capri Centro, gönnen uns einen Café auf der Piazza Umberto 1 und genießen Capri....so soll es ein. 




Zwischenzeitlich sehen wir von oben, dass der Wind gedreht hat und weiße Schaumkronen aufwirft. 
Aber wir spazieren erstmal weiter, wollen noch die Ausstellung von Wilhelm Diefenbach genießen, die Via Krupp begehen und die Stadt, den Park und die herrliche Ausssicht auf uns wirken lassen. 



Uli und ich laufen dann schon mal schnell vor, die riesigen Treppen hinunter. Wir wollen das Abendessen vorbereiten, Brockies kommen dann nach. 
Im Hafen bietet sich uns kein schönes Bild - dass der Wind gedreht und deutlich aufgefrischt hat, haben wir ja schon von oben gesehen. Aber dass unsere Nenya so  stark schwankt und tobt und ruckt, das ist nicht schön. Wie soll man hier kochen? Wie soll man hier essen? 
Wir gehen zurück und Manfred und Uli beackern den Hafenmeister. Er soll uns einen anderen Liegeplatz gestatten, dass es ruhigere Liegeplätze gibt, wissen wir zwischenzeitlich....und, siehe da, es gelingt, wir dürfen in den Binnenhafen verholen. Gerade haben wir alles vorbereitet: Stromkabel ab, dritte Leine weg, Leemooring weg und wollen los, da springt unser Motor nicht an....mehrfach probiert, nichts zu machen.
Ist wohl der Anlasser, kann man nichts machen. Morgen früh um 8 können wir über das Office den Techniker informieren. Aber morgen ist Samstag...ist jetzt auch egal, wir gehen erstmal essen. Das ist jedenfalls schon mal klasse, das Essen gut, die Bedienung nett, das Ambiente ansprechend gestaltet....
Jetzt ist es fast 1 Uhr nachts und ich merke, dass es ruhiger wird. Die anderen schlafen...oder liegen nur und hoffen auf baldigen Schlaf. Morgen sehen wir weiter.


Dienstag, 17. Mai 2016

Zeit in Procida

Wir bleiben auf dieser ambivalenten Insel bis am Donnerstag Manfred und Ellen kommen. Der Preis ist übrigens gar nicht so schlimm ausgefallen wie erwartet: 45 € pro Tag, zumal wir gleich 4 Tage gebucht haben. Dabei ist der Hafen der neueste, den wir in diesem Jahr bisher gesehen haben. 

Mit dem morbiden Charme der Ortschaft freundet man sich sehr schnell an, weil einfach eine lebendige, schöne Atmosphäre herrscht. Leider ist das Wetter nicht so schön, aber zumindest regnet es nicht mehr. Da schlendern wir vom Gemüsehändler zum Fischer, zur Panaderia... Auch die Lavanderia - die Wäscherei - haben wir gefunden. 


Die junge Frau hat uns versichert, dass morgen Nachmittag alles fertig ist...aber nur waschen und trocknen, bügeln werde ich dann wohl selber.
Ach ja, und dann brauchen wir noch dringend einen neuen Kessel...was kein einfaches Unterfangen ist. Schließlich werden wir in einem kleinen Laden fündig, der mit einem unbeschreiblichen Sammelsurium von Krimskrams zugestopft ist. 


Und... viola !!! Das Prachtstück 😜
Nachmittags sind wir bei unseren bayrischen Nachbarn zum Kaffee eingeladen. Die beiden machen eine ähnliche Reise wie wir. Da gibt es sicherlich viele Orte, die wir gemeinsam schon besucht haben, aber bestimmt auch viele für uns neue Informationen.


Montag, 16. Mai 2016

Procida

Wir sind also auf Procida gelandet und fanden diese Insel vor, wie wir sie vor 3 Jahren verlassen haben. Wir waren zum Wandern hier - Ihr wisst schon - und jetzt kommen wir hier an und finden den gleichen "morbiden Charme" genauso wieder vor. 
Und das war es, was uns an Ponza so fasziniert hat: dort war alles Tippi-toppi ....und hier, ganz super nah an Napoli ist alles ungepflegt und verkommen. Wir haben keinen Plan, warum das so ist, eigentlich müsste es genau umgekehrt sein. 
Aber wir finden auch hier den ganz eigenen Charme...




Ok, wir haben jetzt nicht den Rott gezeigt, aber das hat doch was ....oder?
Abends suchen wir eigentlich nur noch eine Pizzeria....aber es gibt keine. Also doch noch unsere Frikadellen von gestern essen? 
Nein, weiter suchen, die Frikadellen gibt es morgen, aber dann mit allem Gemüse, dass wir auf dieser Insel finden können. 
Ja, einkaufen ist auch so ein Ding, es gibt keinen wirklich guten Supermarkt oder gar einen Mercato. Überall sind kleine Lebensmittelhändler und dann muss man mal sehen, was man bei wem bekommen kann. Wir leben uns ein....
Schließlich haben wir all unsere Schätze an Bord gebracht und nun müssen wir wirklich etwas finden. Wir entscheiden uns für ein Ding direkt östlich der Kirche... keine Ahnung mehr, wie das heißt. Unsere Erwartung ist sowieso nicht so groß...aber dann kommt das Essen auf den Tisch....und hallo, das glauben wir nicht: Spaghetti Vongole und Gnochi a la frutti die Mare sind köstlich, Uli hatte dann noch Calamari frittiert und ich Calamari gefüllt ....und beides ist einfach ausgezeichnet....was wollen wir mehr?  Ist lustig, wenn man mal mit so schlechten Erwatungen losgeht und dann ist plötzlich ganz überraschend alles ganz anders. 
Ok, Procida, Du bist eine wunderschöne Insel, Deine Architektur ist schon lange nicht mehr schön, aber Du hast Flair, Du nimmst uns in Deine Arme, wie Du bist....und wir können das gut annehmen, Hauptsache, es gibt morgen eine gute Lavanderia...oje, jetzt habe ich alles entzaubert.


Bella Napoli ?

Ich muss mich sputen, komme ja gar nicht mehr nach.
Am Samstag wettern wir noch in Ponza ab: es regnet, es ist grau und auch sehr böig. 

Am Sonntag geht es dann weiter Richtung Ischia, vorbei an Ventotene, das wir uns eigentlich auch ansehen wollten, dann aber doch wegen der fortgeschrittenen Zeit darauf verzichten.
Der Wind ist eigentlich ganz schön, aber die Welle macht den Kurs schwierig, wir jiben ein wenig vor dem Wind, wenn sich genau vor dem Wind gar keine Stabilität mehr erzeugen lässt. Nach 44 sm erreichen wir spät nachmittags Ischia. Der Mont Empomeo liegt eingehüllt in einer mächtigen Regenwolke...ob wir es trocken in den Hafen schaffen?  Aber die Wolke klebt sich an dem Berg fest und wir kommen trocken an. Für 80 € können wir hier über Nacht bleiben.
Auf den Schrecken gehen wir erstmal zu Monkey's Bar. Diesem lustigen, ewig scherzenden Barkeeper hatten wir vor 3 Jahren, auf unserer Wandertour über die Neapolitanischen Inseln, gesagt, dass wir wiederkommen, und zwar mit eigenem Boot. Er erkennt uns auch gleich wieder, das hätten wir jetzt nicht gedacht. Die Schnackerei geht auch gleich wieder los, er hat sich nicht verändert. 

Neben uns liegt eine deutsche Familie mit einem Motorboot. Die beiden Jungs düsen mit dem  Beiboot durch den Hafen und haben Spaß. Weder Krach noch Schwell machen uns etwas aus, hier legen sowieso im Minutentakt  Fähren an und die sind ganz und gar nicht zimperlich. 
Abends noch ein kleiner Spaziergang durch die Einkaufsmeile...ich glaube, Ischia können wir auslassen, wenn wir nächste Woche gucken, was wir mit Manfred und Ellen unternehmen wollen. 

Wir starten am nächsten Morgen - Pfingstmontag - direkt nach dem Regen. Vorbei geht es an Procida...ja, hier könnten wir gut einen Stopp mit den Gästen einlegen. Die Insel ist sehr hübsch, bewaldet, der Ortskern bietet ein attraktives Bild, zumal mit der darüber thronenden Burgruine. Schauen wir mal. 
Jetzt haben wir uns erstmal Santa Lucia als Hafen ausgewählt, der sehr zentral in Neapel liegt. Er wird sehr gut beschrieben, obwohl Neapel ja als ziemlich kriminelles Pflaster allgemein bekannt ist. Wir hoffen, dass wir dort einen schönen und sicheren Platz finden... mit all unserem Hab und Gut unbehelligt und unversehrt wieder ablegen werden. Heute früh hat nämlich Konstantin berichtet, dass ihm in Berlin am Prenzlauer Berg Papa's Auto aufgebrochen wurde. 
So, das ist also Santa Lucia


Links die alte Festung, die schon Teil der Altstadt Neapels ist , und wie in einer Muschelschale verbirgt sich darin der Hafen. Überall sind feine Bars und Restaurants, die Leute sitzen windgeschützt in der Sonne. Die Marineros haben auch einen Platz für uns: 100 € die Nacht. Da springt uns aber dann doch der Draht aus der Mütze. Nein, hier bleiben wir nicht...und tschüss Bella Napoli, Du kannst uns mal.

Wir wollten sowieso mal nach dem Hafen hinter der hübschen, kreisrunden Felseninsel Nisada schauen.


Hier hinter soll sich also der Hafen befinden. Wir sind gespannt. Was wir sehen, ist ein gut geschütztes Wasserbecken mit hunderten von Gummibooten. Das Ganze ist umgeben von alten, verlassenen Industrieruinen. Oh nö, das Leben ist zu kurz, als dass wir uns das antun müssen. 

Also noch ein paar Meilen weiter zurück und nach Procida.
Dort gibt es eine nagelneue, große Marina, wir bekommen auch einen Platz, nur was er kostet, das wissen wir noch nicht...


Freitag, 13. Mai 2016

Ponza

Wir bleiben hier, wir wandern über die Insel und werden mit grandiosen Ausblicken belohnt.



Auch nach dem Abendessen zieht es uns noch einmal raus. Von ganz oben ist das Panorama unbeschreiblich. Ein schöner Tag geht zu Ende.









Donnerstag, 12. Mai 2016

Was für ein Tag

Als Uli mich morgens weckt, regnet es. Ich ziehe mir die Decke über den Kopf: nö, hatte ich nicht bestellt. Wir wollten nach Ponza. Als ich mich dann schließlich aufraffe, hat Uli keine guten Nachrichten. Die Wettervorhersagen haben sich deutlich verschlechtert, der Deutsche Seewetterbericht sagt für das Tyrrhenische Meer 6 und 7 mit Böen von 8 und 9...nicht unser Wetter. Und dann soll das auch noch bis Sonntag so weiter gehen. 
Wir frühstücken erstmal und freuen uns, dass wir das erste Blau im asphaltgrauen Himmel sehen. Die regionalen Wetterberichte sind aber gar nicht so schlecht. Jedenfalls gibt es dort nach dem Regen Sonnenschein und schöne westliche Winde....los, wir machen das. 
Was uns dann erwartet, ist der beste Segeltag, den man sich vorstellen kann. So ca 10 - 14 Knoten raumschots rauschen wir dahin. Wir können es nicht fassen. 
Schon bald geht es durch die Pontinischen Inseln hindurch. Den Hafen von Ponza können wir erst sehr spät ausmachen. Es gibt auch ordentlich Wind - so 20 kn - und ich hoffe, dass wir den nicht von der Seite haben, wenn wir anlegen...das könnte eine ganz schöne Reisserei an den Moorings geben. 

Aber wir bekommen einen Platz, wo wir gegen den Wind anlegen können - perfekt. Und wie schön das hier ist, wie im Bilderbuch




Wir sind ganz fasziniert: was für ein schöner Tag. 
Jetzt denken wir mal nicht an die Baustellen zuhause und in Heiligenhafen. Jetzt gehen wir erstmal auf Enteckungsreise.



Und...kann man genau sehen: wir sind die einzigen Gäste im Hafen.