Samstag, 18. Juli 2015

Schärenfeeling

Unser Ziel sind die Iles de Lavazzi, die schon auf der Seekarte aussehen wie die schwedischen Schären.


Aber zuvor muss dringend noch ein Ort angesteuert werden, der unsere Versorgungslage verbessert: im Kühlschrank gähnende Leere, in der Käsekiste traurige Einsamkeit ...kein Campari mehr und kein Orangensaft ...


Es fehlt an fast allem. Außerdem brauchen wir Wasser, weil ich jetzt eine neue Waschroutine entwickelt habe: jeden Morgen nach dem Frühstück ein paar Sachen durchwaschen....das bringt bessere Waschergebnisse als in diesen öffentlichen Anlagen und man muss dann auch nur ganz selten dorthin für Bettwäsche, Badelaken und all diese großen Sachen. 


Oh, war jetzt wohl doch ein bisschen viel. 
Nun ja, also für diese ganzen Dinge des täglichen Lebens steuern wir Porto Vecchio an. 
Als wir abends alles eingekauft haben, erklimmen wir mit schweren Beinen und lahmen Flügeln die Altstadt oben auf dem Berg. Sah jetzt von unten eigentlich nach Nichts aus...umso überraschender, dass sich dort eine quirlige, kleine Stadt auftut mit - endlich mal - schicken Geschäften, netten Kneipen auf hübschen Plätzen oder in kuscheligen Gassen. En bisschen erinnert es an die Oberstadt von Bonifacio, aber es ist hier offener, heller, großzügiger. Das gefällt uns wirklich gut. 


Hier werden wir bestimmt noch einmal hin segeln...vielleicht ganz bald mit den Kindern :-)

Und wie das so ist, passten auch wieder alle Vorwarnungen nicht: Ständig überfüllt, grausam überteuert...die ganze Palette hat man uns prophezeit...und was ist? Reichlich Platz für 48 €
Das ist für die hiesigen Verhältnisse im Juli/August eher günstig.

So, jetzt aber endlich weiter ...die nördlichere der Iles de Lavezzi ist die Ile de Cavallo. Bei dem kräftigen Ostwind, den wir heute haben, müssen wir eine der westlichen Buchten ansteuern...und voila


Sieht doch ganz romantisch aus....


Beim näheren Hinsehen sind es Ruinen, die da an traumhaften Orten inmitten wuchernder Blütenpracht stehen. 


Nach dem Abendessen rudern wir noch einmal los, um uns das Ganze genauer anzusehen. Vorbei an diesen hübschen "Skulpturen" ...




steuern  wir den Hafen an. ...leer, gähnende Leere. Oh, das tut regelrecht körperlich weh, wenn ein super Hafen in wunderschönster Natur einfach leer ist. 



Die Geschäfte sind aufgegeben, auch alles leer. Ein paar Leute fahren mit den hier üblichen Elektrokarren herum, in dem noblen Hotel sitzen 2 Pärchen auf der riesigen, überdachten Terrasse...alles superedel, aber eben irgendwie leblos.
Der Aushang bei der Hafencapitanerie verrät, dass der Liegeplatz für uns hier pro Nacht 160 € gekostete hätte. Damit wäre auch die Frage der offenen Kapazitäten in der Marina geklärt. Die spinnen einfach hier.
Mit einem ziemlich beklemmenden Gefühl machen wir uns auf den Weg zurück zu unserer ankernden Nenya.


Am nächsten Morgen segeln wir nur ein paar wenige Meilen weiter. Auf der Ile Lavezzi gibt es im Westen eine hoch gepriesene Bucht, die Cala Lazarina. 
Als wir uns von Norden der Insel nähern, bleibt uns der Atem stocken: Ein Steinbruch. Hier sieht es nicht nach Schären aus, sondern noch einem verlassenen Steinbruch...und so ist es ja auch. Bereits die Römer hatten diese Inselwelt als Steinbruch genutzt. 
Wir sind nicht mehr ganz sicher, ob wir hier wirklich bleiben wollen. Aber immerhin kann es ja um die nächste Ecke schon wieder ganz anders aussehen....und so ist das dann auch. Glücklicherweise wunderschön, unglücklicherweise rappelvoll.

Wir finden ein Plätzchen und denken schon: na, da haben wir uns aber gut rein gequetscht, als der Nächste mit seinem fünfzig Fuß langen Charterboot an uns vorbei bis fast auf den Strand rauscht; ja, wenn man sich auskennt...


Die Pyramide zum Gedenken der Opfer der Fregatte La Semillante hatten wir bereits bei der Einfahrt in dieses Klippengewirr entdeckt. 


An die Strandung der Frgatte erinnert auch noch ein Friedhof...




Der liegt sozusagen direkt auf dem Strand.


Nachmittags verlassen viele bereits wieder die Bucht, auch die Ausflugsboote sammeln Hunderte von Menschen ein und bringen sie zurück nach Korsika. Die Ankerlieger rund um uns herum verziehen sich in den innersten Teil der Bucht - vielleicht weil ein wenig Wind aufgekommen ist. Wir wissen es nicht. Jedenfalls liegen sie da jetzt wie die Ölsardinen. Wir bleiben wo wir sind und finden es wunderbar.














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