Donnerstag, 9. Juli 2015

Isola del Giglio

Jeder kennt die dem italienischen Festland vorgelagerte Insel Giglio...spätestens seit dort 2012 die Costa Concordia von dem unsäglichen Kapitän Schettino auf den Stein gesetzt wurde. 
Nachdem ihm das ganze Drama, das er erst noch vertuschen wollte, klar geworden war, ist er ja dann versehentlich ins Rettungsboot gefallen, während das Schiff, für das er die Verantwortung trug,teilweise unterging.
Eigentlich steht Giglio heute nicht auf unserem Plan. 
Von unserem Ankerplatz brechen wir gegen 9 Uhr auf. Es ist kaum Wind, aber es steht ein ordentlicher Schwell aus Nord. Irgendwo da draußen muss der angesagte Nordwind sein...und es dauert nicht lange, da hat er auch uns erreicht: wir können segeln. 
Uli findet die Punta Ala Marina gut, eine moderne Marina mit 900 Liegeplätzen, die zu einer Ferienanlage gehört. Ich quengele ein wenig, ob wir nicht doch erst schauen können, ob wir hinter dem Forte Rocchetta, das auf einer Halbinsel thront, ein geschütztes Plätzchen finden. Wenn nicht, können wir ja immer noch nach Punta Ala.
Nur mit der Genua lassen wir uns bis hinter den Felsen ziehen....unser Anker fällt in hellgrünes Wasser, das aber ein bisschen milchig ist. Ein toller Platz...


Wir legen eine Schwimmpause ein. Aber hier wollen wir nicht bleiben, zu unruhig!!
Die 3,5 sm gegen die steile Welle zurück nach Punta Ala will jetzt auch keiner mehr. Aber der Wind ist toll, wir könnten raumschots nach Santo Stefano: knapp 26 sm.
Und schon rauschen wir los. Lauter weiße Schaumkronen wollen uns ständig von hinten überholen. Der Wind lässt etwas nach und wir müssen so stark raumschots fahren, dass die Genua nicht permanent guten Wind bekommt. Noch 15 sm bis zum Wegepunkt  und dann noch um die ganze Halbinsel herum bis Porto Ercole, unserem Zielhafen. Das wird spät.
Da haben wir eine Idee: warum nicht gleich nach Giglio?  Die Isola del Giglio ist der Halbinsel Santo Stefano vorgelagert und dort hin wären es jetzt direkt 15 sm. Außerdem könnten wir anluven, hätten damit den komfortableren und schnelleren Kurs. Dann machen wir das doch. Außerdem gäbe es noch eine geschützte Ankerbucht, falls der Hafen voll sein sollte.
Und dann geht das Abenteuer erst richtig los. In diesem Hafen müssen wir erstmals seit Beginn unserer langen Reise mitten im Hafenbecken ankern und rückwärts anlegen. Uli hat alle Hände voll zu tun, alles umzurödeln: Leinen hinten, Anker parat, Bumsbeutel - äh, Fender - hinten. Und ich weiß genau, dass unsere heiß geliebte Nenya nicht so gerne geradeaus rückwärts will. Aber Übung macht den Meister und das haben wir jedenfalls erstmal ziemlich super geschafft.
Jetzt kommt das nächste Problem: wie kommen wir an Land?  Nach langem Hin und Her, Beiboot runter , geht auch nicht, Beiboot wieder hoch, fragen wir , ob wir die Planke benutzen können, die da in der Ecke liegt. "Si,si prego...but it is not safe". Dann legt Uli so ein mehrfach angebrochenes Holzbrett an Land und glaubt wohl, dass ich da rüber gehen werde.


Das ist jetzt wirklich nicht meins, aber ich muss da durch. Schließlich muss noch der Müll weg, schließlich müssen wir endlich mal wieder den Blog bestücken...oh, es gibt viele Gründe, jetzt mal endlich über die Planke zu laufen.


Soll ich das wirklich wagen?


Puh, geschafft...


Zurück ist es dann schon fast so elegant wie auf dem Laufsteg....hoffentlich klappt das auch heute Abend im Dunklen...oder vielleicht ist es auch viel einfacher, wenn man nicht so genau sieht, über was für ein verfluchtes Trümmerteil man da geht.
Ja, Giglio ist wirklich sehr anders, irgendwie ein paar Jahre in der Zeit zurück. Eine riesige Fähre ballert jede Stunde full speed in den kleinen Hafen, alle Schiffseigner schicken Stoßgebete in den Himmel, dass die keinen Anker mit nimmt und dass der Anker hält und man nicht mit der Welle an den Kai geschmissen wird.


Aber irgendwie ist Giglio auch urig, es ist nicht alles so touristisch aufgebrezelt, aber fröhlich, freundlich, bunt und nett.








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