Freitag, 11. September 2015

Landgang

Zwei Tage gönnen wir uns noch einmal ein Auto, um von Cannigione aus das Hinterland zu erkunden. Unweit von Arzachena gibt es interessante archäologische Ausgrabungsstätten, die erst 2002 -2014 freigelegt wurden. 
Zwei Tombi giganti - Riesengräber stammen aus der Nuragherzeit. 
Das Gigantengrab von Coddu Vecchju ist ca. 1-2 km entfernt von einer komplexen Nuraghenansiedlung gelegen. Es ist ein Gemeinschaftsgrab. 


Der halbrunde Eingangsbereich ist eine zentrale Portalstele, die den Eingang ins Jenseits symbolisiert. 
Dahinter befindet sich die Grabkammer. Die Toten wurden durch das Öffnen einer Verschlussplatte von oben dem Grab beigesetzt. 
Das andere Gigantengrab heißt Li Lolghi, da habe ich bessere Bedingungen für ein Foto von vorn.


Eine Nuraghe wollten wir eigentlich nicht mehr unbedingt ansehen, aber sie liegt gleich nebenan und der Eintritt ist auch schon bezahlt. Und dann lohnt es sich auch wirklich. 
Die Su Nuraghi, die wir im Mai besucht hatten, ist eine der ersten Ausgrabungen, diese hier, die Nuraghe Prissiona ist erst in den letzten 12 Jahren wieder hergestellt worden. Vorher war einfach die ganze Natur darüber hinweggewachsen und die Grundmauern waren zwei Meter mit Erde begraben. 
Die Prissiona ist eine komplexe Nuraghe mit einem Hauptturm und zwei Nebentürmen und vielen kleinen Steinhütten rundherum. Es sind noch das Versammlungshaus und ein Backhaus erkennbar. Der Brunnen ist noch funktionsfähig. 


Es ist etwas schwierig mit der Interpretation all dieser fast 4000 Jahre alte Überreste, weil die Nuragher keine Schriften hinterlassen haben und weil dieses Volk aus unerfindlichen Gründen verschwunden ist. 
7.000 Nuraghen sind bekannt, man schätzt aber, dass es 10.000 oder sogar 12.000 gegeben hat. Die Anlagen wurden einfach abgetragen, um sie anderer Verwendung zuzuführen, z.B. den Steinwällen. Das haben wir auch gelesen:Mitte des 19. Jahrhunderts wurde ein Edikt erlassen,  dass jeder das von ihm bestellte Land mit Steinwällen einfassen sollte. Das brauchte Massen Steine...und die Grossgrundbesitzer, die auch das meiste Personal zur Verfügung hatten, konnten so ihre Refugien noch stark ausweiten. Ja, es ist schon einleuchtend, dass da so manche Nuraghe in einer langen Steinmuaer verschwunden ist. 

Aber jetzt ist es wirklich gut mit den Nuraghern, jetzt geht es durch eine hübsche Agrarlandschaft mit sanften Hügeln weiter durch die Korkeichenwälder von Tempio Pausania. Diese Wälder sind eigentlich Korkplantagen. Sie sind typisch für diese Gegend - das hatten wir im Monchique in Portugal auch schon mal - aber alle Produkte, die sie hier so stolz präsentieren, sind eigentlich unglaublich kitschig...bis wir auf das Atelier von Anna Grindi stoßen, das wir in der Via Roma von Tempio Pausania entdecken. Sie fertigt Kleider aus Kork, die einfach umwerfend sind, herrliche Koffer und schicke Taschen...und das ist alles andere als kitschig, wirklich schön, aber ich traue mich nicht, einfach dort in dem Atelier zu fotografieren.
Auf dem Rückweg, die Panoramastrasse z.T. an der Küste entlang kommen wir durch prächtig bunte Maccchia, aber auch durch karstiges, rohes Gebirge. Wir nehmen noch die Chance wahr, einmal den Bären von Capo d'Orso zu besteigen, was mir ja mit Kosta und Freya nicht gelungen war, weil wir die 2 € Eintritt nicht dabei hatten. 


Na ja, war schon eine tolle Aussicht, aber es gelingt mir einfach nicht, den Bären zu erkennen. 



1 Kommentar:

  1. Hallo Ihr Lieben,

    wieder so schöne Fotos und Berichte!!! Man lernt ja richtig etwas dazu:-)
    Schön, dass es nicht mehr so rummelig ist....
    Bald hat die Heimat euch ja wieder! Genießt noch die Tage an Bord und Dorothee Dir noch ne tolle Zeit mit Deiner Damencrew und für Uli einen guten Rückflug!

    Herzliche Grüße
    Ulla & Co.

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